Als wir vor kurzer Zeit den Motor eines Kunden zerlegten, staunten wir nicht schlecht, als wir die Zylinderköpfe und Zylinder abbauten.
Zum Vorschein kamen Pleuel ohne Pleuelschrauben, die offensichtlich auf der Kurbelwelle verpresst waren.
Von der Zündapp KS 750 kennen wir dieses Problem ja schon lange, denn dort kommt es immer wieder vor, das BMW R75 Kurbelwellen in den Motoren verbaut sind, aber bis dahin hatten wir noch keinen Motor der KS 600 gesehen, der so umgebaut war.
Auch sah man am Vorderen Lagersitz keine Modifikationen, wie es bei der KS750 oft der Fall ist.
Nach dem entfernen des Lagerschildes hatten wir dann Gewissheit.
Es war eine BMW Kurbelwelle verbaut.
Der Lagersitz des Lagerschildes war nur minimal bearbeitet damit die Kurbelwelle ins Kurbelgehäuse gekippt werden kann.
Aber als wir versuchten, die Welle nach hinten aus dem Gehäuse zu bekommen, merkten wir recht schnell, dass dies unmöglich war, da der vordere Kurbelwellenstumpf viel zu lang war und die Pleuel am Gehäuse ankamen, befor die Welle Kippen konnte.
Was war hier also gemacht worden ?
Nach einiger Suche fiel uns dann ein Schraubenkopf im Inneren des Kurbelwellenstupfes auf.
Als wir diesen lösten, kam eine lange Gewindestange zum Vorschein, die offensichtlich mit der vorderen Kurbelwange verschraubt gewesen war.
Anschließend konnten wir den kompletten Stumpf abziehen und hatten nun genug Platz, um die Kurbelwelle nach hinten zu drücken und im Gehäuse zu kippen.
Trotzdem dauerte der Ausbau dann noch einige Minuten, da die Welle nur in einer einzigen Position und mit viel Geduld durch die knappen Ausschnitte im Gehäuse passte.
Man muss schon sagen, dass hier eine Goldmedallie im Erfindungsreichtum verliehen werden müsste. Das Gehäuse ist nur so minimal beschädigt, dass es ohne Probleme weiterverwendet werden kann.
Man muss also heutzutage auch anfangen, bei der Zündapp KS 600 kritischer auf die Motoreigenschaften zu achten, obwohl es ja noch einige Agregatmotoren und somit auch Kurbelwellen gibt.
Trotzdem sind die Leute erfinderisch, wenn sie nicht die passenden Ersatzteile haben und fangen an, Neukonstruktionen zu entwickeln, um die Maschinen wieder auf die Straße zu bringen.
