Merkblätter zur Restaurierung der Zündapp KS 600.
 

Herausgeber:  ERSATZTEIL    DIENST       Hans-Peter HOMMES       Tiefenstr. 10, 41748 Viersen           www.wehrmachtsgespann.de
 

Nr. 58

Verkaufsrestaurationen und Betrug beim Verkauf

Verfasser

Sebastian

Datum

© 2019 h-p hommes

 

 

 

Was uns in den letzten Jahren alles an angeblich restaurierter Technik auf die Werkbank gekommen ist, ist erschreckend.

Besonders aufgefallen sind uns hierbei die Motoren, Getriebe, etc., die aus nur zum Verkauf restaurierter Motorräder stammten.


 Da muss einfach mal eine Warnung ausgesprochen werden!

 

 Liebe Neulinge, sucht euch einen anderen Sammler, der sich bereits in der Szene auskennt und der euch beraten kann.

Kauft nicht gutgläubig jeden Blender.

 

Schwarze Schafe gibt es überall, allerdings kann nur der Sehende diese erkennen.

 

Der Blender (das ist ein Kaufobjekt, das nach außen viel verspricht aber überteuert ist).

Die Motorräder sehen zumeist optisch und auch vom gesamten Aufbau ganz gut aus.

Sie fahren, lassen sich schalten und dann wird vorschnell bei dem heute knappen Angebot zugegriffen.

 

 Dann irgendwann beginnen die Probleme.

Egal was man auseinander baut, es ist eine Lachnummer was man dort an Kompromissen vorfindet:

- Kurbelwelle mit Schwungscheibe verschweißt

- Kolben mit aufgeschraubten Aluscheiben, um die Kompressionshöhe zu erreichen

-aufgeschweißte Zähne bei Getriebezahnrädern

 

Tja, und der Motor hörte sich nicht mal schlecht an.

Da können wir bei der Demontage dann oft nur laut lachen, wenn wir sehen, was sich da einige "Restauratoren" einfallen ließen.

Allerdings ist dem Eigentümer so eines Blenders dann zumeist nicht zum Lachen zu Mute.

 Er kaufte oft für viel Geld diesen Schrott und wird jetzt einiges investieren müssen, um das herzustellen, was er meinte bereits bezahlt zu haben.

 

Wenn Du für 12.000 Euro, heute das oben beschriebene kaufst, dann hast Du keinen Blender erworben sondern einen reellen Preis gezahlt!

 

Der Preis ist heute so für eine unrestaurierte schrottige Zündapp KS 600.

 

Wenn das gleiche Gespann jedoch 20.000 oder mehr kostete, dann stellt sich die Frage, was habe ich außer einer unrestaurierten Substanz noch bekommen?

Etwas Spachtel und etwas Lack nett auf dem Schrott aufgetragen?

Für 8.000 Euro?

Muss ich jetzt auch noch alles wieder runterholen.

Da befinden sich dann die 8.000 Euro nach dem Zusammenkehren im Eimer.

Das ist nicht sehr befriedigend.

 

Nur den Herstellern dieser Blender einen Vorwurf zu machen, ist auch nicht richtig.

Sie produzieren das, wonach der Markt verlangt und verkaufen zu dem Preis, den der Markt bietet.
 Jeder der kaufen möchte sollte sich vorher ausreichend informieren:
Im Internet, Literatur oder bei anderen Sammlern besteht die Möglichkeit, sich klug zu machen.

Nicht wild kaufen, dann jammern und  erst jetzt Informationen sammeln, um festzustellen, warum war ich nur so doof, den Blender zu kaufen.

 

Ein Tipp etwas über die Restaurationsweise des angebotenen Motorrades festzustellen ist:

Die Zylinderköpfe werden bei vielen Verkaufsrestaurationen oft nur Instand gesetzt.
Dies dann im wahrsten Sinn des Wortes.

Sie werden in den Stand versetzt, dass sie noch funktionieren, aber auch mehr nicht.

Das Ventil geht auf und zu, der Motor läuft, was will man mehr.

 

Wenn Du ein angeblich komplett überholtes Motorrad erwerben willst, Du meinst der Motor läuft ganz gut, dann schraube die Ventildeckel ab und schaue Dir die Kipphebel, Ventile und Federn an.

Hier zeigt sich dann oft wie restauriert wurde. 


Die Kipphebeln klappern auf den Achsen in alle Richtungen, die Ventile sind an den Köpfen eingelaufen, die Ventileinstellschrauben sind beschädigt und die Kontermuttern packen noch soeben am letzten Gewindegang.

Was sagte der Verkäufer?

 Der Motor ist überholt und die Ventile neu!
Ja, die Ventile sind vielleicht neu, aber was hast Du verstanden oder hören wollen?

 

Die Ventile sind neu,  dann sind der Ventiltrieb, Kipphebel und die Federn und vielleicht sogar die Sitzringe erneuert.

 

Hat er aber so nicht  gesagt.

Aber in deiner Verliebtheit in das Gerümpel hast Du es so hören wollen.


 Das, was Du hier unter den Ventildeckeln an guter oder schlechter Arbeit oder an Material vorfindest, sollte Dir eine Vorahnung geben, von dem was mit der restlichen Technik am Motor oder am gesamten Motorrad an Restaurationsarbeiten wirklich geleistet wurde.

 

Aber vielleicht hat der Anbieter deines Blenders bereits auf diesen Artikel reagiert und der Zylinderkopf blendet auch von innen recht gut.......

 

Aber man muss auch auf die immer größer werdende Gefahr von Betrug beim Verkauf der Wehrmachtsmaschinen hinweisen:

 

Immer wieder werden wir von Gespannfreunden angeschrieben und angerufen, um bei der Suche nach einem Wehrmachtsgespann zu helfen.

Dies tun wir natürlich sehr gerne und analysieren zugeschickte Beschreibungen und Fotos um die Kaufinteressenten bei der Auswahl ihres Traumgespannes zu unterstützen.

Dabei sehen wir verschiedenste Gespanne: vom unrestaurierten Scheunenfund bis hin zum Top Restaurierten, perfekt hergerichteten Gespann mit lückenloser Historie.

 

Immer wieder bekommen wir aber auch Auszüge von Angeboten vorgelegt, bei denen schnell klar wird, dass es sich hierbei um einen Betrugsversuch handelt.

Im folgenden möchte ich einige Fälle von Betrugsversuchen erzählen, von denen wir in den letzten Monaten gehört haben:

 

1. Fall:

 

Ein Kaufinteressent schickt uns Bilder einer Top restaurierten Zündapp KS 600 mit einem Preis, für den man heute vielleicht gerade mal einen Rahmen mit Tank  bekommen würde.

Unserem Kunden kommt der Preis auch sehr niedrig vor, sein Misstrauen ist geweckt, aber der innere Wunsch nach einem absoluten Schnäppchen überwiegt....

Der Verkäufer soll aus der Schweiz kommen, habe dort einen Motorradladen und eine Internetseite, auf der etliche Motorräder angeboten werden.

Und tatsächlich, wir bekommen einen Link zu einer Webseite, die recht professionell aussieht und auf der recht viele Oldtimermotorräder offeriert werden.

Bei genauerem hinsehen fällt jedoch auf, dass alle Motorräder, die dort angepriesen werden weit unter dem gängigen Marktpreis liegen.

 

Alle Motorräder verlangen eine vor dem Kauf zu entrichtende Transportpauschale von 350€.

 

Besichtigungswünsche werden ausgeschlagen, da sich die Motorräder noch nicht in dem Motorradladen befinden.

Bei misstrauischer Betrachtung der Webseite fällt auf, dass die angegebene Kontaktemailadresse aus Deutschland stammt, die angegebenen Transportkosten ebenfalls in EURO und nicht in CHF angegeben sind und man nach einem Impressum vergeblich sucht.

Googlet man nun die angegebene Adresse des Händlers, wird man zu der wohl einzigen Kreuzung in Genf geleitet, an der es kein Google Street view gibt.

Kann das alles Zufall sein?     

 

 --NEIN--

 

Wir schickten einen Kunden aus Genf zu der angegebenen Adresse und siehe da, unter der angegebenen Adresse findet man einen örtlichen Supermarkt mit gutem Sortiment, aber keines Falls extrem gut gepflegte Motorräder zu Schnäppchenpreisen.

Als unser Kunde dem Verkäufer schreibt, dass er in der kommenden Woche plötzlich geschäftlich nach Genf reisen muss und dann zu weiteren Verhandlungen im Geschäft vorbeikommen kann, wird der Kontakt direkt unterbrochen....

 

2. Fall:

 

Der Kaufinteressent schickt uns Bilder von einer BMW R 75 die in Spanien stehen soll. Er bekommt ca. 20 Bilder von dem Motorrad, es sieht perfekt restauriert aus und der Preis ist überaus günstig.

Es gibt fast nichts zu beanstanden und das schreiben wir dem Interessenten auch und dieser nimmt weiteren Kontakt zum "angeblichen" Verkäufer auf.

Nach einigen Tagen meldet sich der Kaufinteressent wieder bei uns und erzählt eine Kuriose Geschichte.

 Er hatte einige Tage Emailkontakt zum Verkäufer. Als ernstes Kaufinteresse bekundet wird, macht der "Verkäufer" ein UNSCHLAGBARES Angebot:

 

Er könne verstehen, dass die Anreise nach Spanien für unseren Kaufinteressenten sehr kostenaufwendig und zeitintensiv sei und dass er einen Freund bei einer Spedition habe, die oft in Deutschland unterwegs sei.

Er könne diesem Spediteur das Motorrad mitgeben und unser Kunde hätte dann die Möglichkeit, das Gespann in Ruhe zu prüfen und bei Gefallen den Kauf anschließend zu tätigen.

Bei Nichtgefallen könne der Freund von der Spedition das Motorrad wieder abholen.

Der Verkäufer schickt auch eine Kopie seines Führerscheins und den Fahrzeugbrief als Anlage in einer der Emails.

 

Das hört sich ja erstmal so an wie ein sechser im Lotto...... Aber jetzt kommt der Haken: Nachdem einige Emails hin und her geschrieben worden sind und unser Kunde das Motorrad schon in seiner Einfahrt stehen sah, schrieb der Verkäufer, dass sein Freund von der Spedition Ärger mit seinem Chef bekommen hatte und er das Motorrad nun nicht einfach so nach Deutschland transportieren konnte.

Unser Kunde solle bitte die anfallenden Transportkosten von 500€ als Vorkasse begleichen damit der Transport stattfinden könne.

Das Geld solle aber in Bar an ein Adresse in Spanien gesendet werden, da dies nicht offiziell in den Büchern der Spedition auftauchen solle.

Beim Kauf des Gespannes würde dieser Betrag vom Kaufpreis erlassen.

 

Da diese Wendung unserem Kunden etwas seltsam vorkam, erkundigte er sich bei den spanischen Behörden und schnell stellte sich heraus, dass alle Papiere des Verkäufers gefälscht waren und es diese Person gar nicht gebe.

Auch der Fahrzeugbrief würde so nicht existieren.

Es ging bei der ganzen Sache ausschließlich darum, die Transportkosten zu bekommen und danach hätte unser Kunde nie mehr etwas von dem "Verkäufer" gehört.

 

 

 

 

 

 

Ich könnte nun noch einige Fälle aufzeigen, bei denen versucht wurde, Kaufinteressenten abzuzocken aber ich denke, dass Anhand der dargestellten Fälle schnell klar wird, worum es bei diesen Betrugsversuchen geht.

Hier wird nicht versucht das ganz große Geld zu entwenden, hier geht es in letzter Zeit vielmehr darum, den Interessenten einen vergleichsweise geringen Betrag zu entlocken um sich damit aus dem Staub zu machen.

Die Masche bleibt immer in etwa die gleiche, selbst die Fotos der Motorräder tauchen in unregelmäßigen Abständen im Internet wieder auf.

Die einzige Möglichkeit für uns besteht darin, solche Fälle immer wieder zu melden, sobald sie uns auffallen.

Wir können hier nur an alle Käufer appellieren, mit gesunder Vorsicht an den Kauf eines Wehrmachtsgespannes heranzugehen und auch mit Blick auf ein absolutes Schnäppchen diese Vorsicht nicht aus den Augen zu verlieren, dann sollte der Gespannkauf zu einem Erfolg werden.

 

  

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