Merkblätter zur Restaurierung der überschweren Kräder BMW R75 und Zündapp KS 750.

 

Herausgeber:  ERSATZTEIL- DIENST   Hans-Peter HOMMES       D-41748   VIERSEN   Tiefenstraße 10       Tel. 02162 - 8100933

www.wehrmachtsgespann.de

 

Nr. 198

 

 

Thema
Reklamationen ans Zündapp-Werk 1942
Getriebebrüche


Verfasser

HANS - PETER HOMMES

 

Datum

© 2020
h-p hommes 
überarbeitet 2023

 

Reklamationen im Zündapp-Werk

 

Es existieren Reklamationsberichte von "Reisemonteuren" der Zündapp-Werke und Schriftverkehr zwischen dem Zündapp-Konstruktionsbüro (KB) sowie der Versuchsabteilung (VA), die teilweise interessante Details aufzeigen und für mich einige Fragen beantwortet, wie gut waren die original hergestellten Teile, die bei der Herstellung Verwendung fanden wirklich?

Da ergibt sich so manches Fragezeichen, was die damalige Qualität und Qualitätskontrolle betrifft.

 

So gilt bei Zündapp KS 750 Fahrern immer noch das Originalersatzteil als das mit der höchsten Wertigkeit.

Für mich ist das bereits seit langem nicht so. Bei der Herstellung von Ersatzteilen habe ich viele originale Ersatzteile geprüft, von welchen ich auch die originalen Zeichnungen besaß. Das Ergebnis war oft total verwirrend,
 

Beispiel:

Von acht originalen, neuen Schaltklauen des Getriebes waren nur zwei wirklich gleich. Oft war die Härte inakzeptabel.
Von überhärtet bis butterweich um es mal salopp zu sagen.

 

Diese Fehler wurden oft bereits bei der Produktion im Werk erzeugt.

 

 

Getriebebrüche (Reklamationsbericht vom 15.08.1942)
Dort steht........................bei den 4.000 ausgelieferten Zündapp KS 750 ist mit 3.000 Getriebebrüchen zu rechnen...........

 

Ich habe dieses Beispiel herausgesucht, da ich selbst bei dem unwissenden Einbau von neuen Top Originalteilen meine negativen Erfahrungen machen musste.


 

Meine Erfahrung hier in Kurzform.
 

KS 750 Getriebe neu aufgebaut nur mit Neuteilen von mir, die sich seit 10 Jahren voll bewährt haben.

Einen neuen originalen Schaltautomat verbaut.

Nach nur 30 Kilometer Fahrt gab es einen krachenden Schaden.

Zwei Gänge (2+3) waren gemeinsam in den Eingriff geraten, Zähne abgeschert und V-Welle verbogen.

Fehler beim Zusammenbau? Konnte ich mir nicht vorstellen.

Getriebe nochmals neu aufgebaut.

Wieder nach 80 Kilometer das gleiche.

Das ließ mich schwer ins grübeln geraten.
Es konnte kein Zusammenbaufehler sein, da ich bereits mehrere Dutzend Getriebe aufgebaut hatte ohne jegliche Reklamationen.

Das einzige was original ist, war der Schaltautomat.

Schaltautomat untersucht, aber nichts dabei wirklich festgestellt was abwich von anderen Schaltautomaten.

Schaltautomat trotzdem als logische Fehlerquelle erkannt und bei Seite gelegt.

Schaltautomat durch einen anderen ersetzt und das Getriebe läuft nun seit tausenden Kilometern perfekt.

 

Erst jetzt ist mir durch das Lesen des Reklamationsschreibens aus den Zündapp-Werken klar geworden, ich hatte einen der im Bericht erwähnten 4000 fehlerhaften Schaltautomaten verbaut, die bereits 1942 große Sorge bereiteten und dann geändert wurden.

 

Der Schaltautomat bis 604??? war fehlerhaft und verursachte oft das Blockieren des Getriebes.

 

Für mich war es immer erstaunlich, dass man jede Menge Schaltautomaten bekommen konnte. Sie waren keine Rarität. 

Heute sehe ich das anders. Die Schaltautomaten wurden ausgewechselt, aber nicht in den Schrott gegeben.
Da konnte man ja noch mal was von brauchen.

So wandern die unerkannten fehlerhaften Originalteile wie ein Virus von Getriebe zu Getriebe und zerstören und bringen viele zur Verzweifelung.

Wenn man sie dann erneut ausbaut, sehen sie selbst immer noch top und ungebraucht aus und wandern zum nächsten, oder ins gleichen Getriebe, um nochmals alles zu zerstören.

Was ist aus meinem neuwertigen originalen Schaltautomat geworden?
Keine Ahnung wo er auf seine nächste Chance lauert.

Vielleicht liegt er in deiner Garage?

 

 

 

Wo liegt der Fehler am Schaltautomat?

1. Das Material der Schaltgabeln war zu weich und verbog sich.
 

2. Der Sicherungsnocken war nicht ausreichend hoch.

Dann wurde im Werk auch schlampig gearbeitet. Das Konstruktionsbüro ließ in der Fertigung den Sicherungsnocken erhöhen.

Trotzdem blieb das ohne Wirkung. Immer noch gerieten zwei Gänge in Eingriff ,was theoretisch nicht mehr möglich sein konnte.

Nachforschungen ergaben in der Fertigung, der Meister feilte die Nocken alle wieder runter, da er meinte, dies sei ein Fehler in der Herstellung.

 

3. Ausgleichblech fehlerhaft für Gangführung.

 

 

Niemand von uns wirft ein Originalteil in den Schrott.

So wandern diese Teile von einem zum anderen und bereiten viel Freude beim Kauf und noch mehr Ärger bei der Nutzung.

 

Hier hab ich nur ein Problem beschrieben.

Es waren etliche Probleme, die zumeist auf die Verwendung von schlechtem Material zurückzuführen sind.

 

 

Also wenn ich höre "Das ist aber noch neuwertig und original" da werd ich heute immer sehr nachdenklich.

 

 

 

 

 

 

 

 

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