Merkblätter zur Restaurierung der überschweren Kräder BMW R75 und Zündapp KS 750.
Nr. 183 |
ThemaStandschäden
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Datum
© 2018 |
S
Hierzu geht's jetzt
kurz weiter, speziell für Fahrzeuge, die lange gestanden haben.
Das eine
oder andere ist hier vielleicht mehr "Horrorgeschichte", aber wie sagt man
so schön: "Lieber zweimal gucken, als einmal zu wenig."
Hier eine Dinge, die da zu beachten wären, wenn ein Gespann lange steht und wieder auf die Straße soll:
- Karosserie / Fahrwerk
Hier passiert in der Regel nichts. Von einem
platten Reifen abgesehen kann man hier nichts falsch machen.
Man sollte
das Motorrad einfach mal vor uns zurück schieben und "rein fühlen".
Bei
wirklich langen Standzeiten von mehreren Jahren können speziell die Radlager Korrossionsschäden (so genannte "Stillstandsmarkierungen") aufweisen. Das
spürt man aber recht deutlich, wenn man ein Rad dreht. Das kann auch am
Lenkkopflager auftreten.
Alle anderen Lager, die keinen punktuellen Druck
haben sind da in der Regel problemlos.
Auf so einem Radlager steht das
gesamte Fahrzeuggewicht, das Lenkkopflager hat über den Winkel der Gabel auch einen
gewissen Druck.
- Motor / Getriebe / Differential / Seitenwagenantrieb
Bei Getriebe, Differential und dem Seitenwagenantrieb ist der größte Feind
Wasser im Öl. Sei es Kondenswasser durch eine leicht feuchte Garage oder
vorrangehender Wassereintritt durch eine Flussdurchfahrt o.Ä. Also lieber vorher alle
Flüssigkeiten wechseln.
Am Motor können leicht angerostete Kolbenringe
für Ärger sorgen. Bei uns war das jetzt nie ein Problem, aber lieber den
Motor ohne Zündkerzen vor der Inbetriebnahme langsam durchdrehen. Hakt es
an irgendeiner Stelle, sollte man vorsichtig sein.
Durch das Kerzenloch
kann man anschließend mit einer Endoskopkamera die Laufbahn der Zylinder
prüfen.
Kontaktkorrosion zwischen Kolbenring und der Zylinderlaufwand kann
auftreten. Kennen wir aber normal nicht.
Leichte Wasseransammlungen im Motoröl sind hier jetzt kein
Problem. Im Zweifelsfall
lieber vor dem starten das Öl einmal wechseln.
- Zündanlage
Bei verhältnismäßig feuchten Stellplätzen kann es zu Korrosion am Zündkontakt kommen.
Dann
funktioniert die Zündung natürlich nicht mehr, da kein Kontakt zwischen den
Flächen entsteht und der Widerstand viel zu groß ist.
Neue Kontakte haben
deswegen auch eine wachsähnliche Beschichtung an den Kontaktflächen.
Die Kontaktflächen reinigen und dann funkt es auch wieder.
Solange der Magnetismus
noch vorhanden und der Kontakt sauber ist, ist in der Regel auch ein Funke da.
An den
Kohlen, Lagern, Kerzen etc kommt es auch hier nicht zu irgendwelchen
Problemen.
Alte Anker verlieren über die Zeit gerne den Magnetismus.
Hier
lässt sich bei mehr als der Hälfte das Feld nicht mehr richtig ausrichten
und es kommt zu keiner zufriedenstellenden Magnetkraft.
Normalerweise
reicht ein minimaler Magnetismus zum Starten aus, aber der Zündmagnet wird
unter Garantie warm ausfallen.
Wenns zu schwach wird. Wir können allen Noris und Bosch Magneten wieder den Richtigen Power geben.
Lichtmaschine.
Da kann der Restmagnetismus schon mal entschwunden sein. Vor dem Abstellen
arbeitete die Lichtmaschine und jetzt absolut nicht mehr.
Da muss man die Lima reaktivieren. Kurz vom +Pol der Batterie mit einem
Kabel an die Plus Kohle Tippen. Wirkt Wunder.
- Tank / Vergaser
Das habe ich bereits im Merkblatt 179 behandelt. Vergaser leeren sollte klar
sein.
Beim Tank ist es eine Glaubensfrage: Leer, voll, offen, zu, abgebaut
im Wohnzimmer. Die Bedingungen spielen hier eine Rolle.
Ein leerer,
sauberer Vergaser bleibt eigentlich auch leer und sauber.
Bei sehr
feuchten Standplätzen können sich dennoch die Düsen zusetzen. Bei der
Zündapp mit den im Vergaser eher gartenschlauchähnlichen Dimensionen
normalerweise kein Thema, bei den kleineren Innereien der BMW Vergaser noch
möglich. Dort bildet sich bei entsprechender Luftfeuchtigkeit Grünspan,
die die kleinen Düsen zusetzen. Je nach Materialbeschaffenheit der
Vergasergehäuse bilden sich weiße, puderähnliche Ablagerungen. Ob bei
Zündapp oder BMW, Benzin soll nicht im Vergaser bleiben. Der Alkohol im
modernen Benzin greift das Aluminium an.
Für den normalen Betrieb kein
Problem, für ein paar Monate oder Jahre Standzeit führt das unweigerlich zu Korrosion.
Ich habe nicht gezählt, aber mindestens 50x
Korrosion geschrieben.
Wer sein Motorrad längere Zeit wegstellen möchte,
muss nur auf den gesunden Menschenverstand hören!
Möglichst trocken, Staubgeschützt und halbwegs warm.
Dann steht der Wiederinbetriebnahme nichts
im Weg!
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