Merkblätter zur Restaurierung der überschweren Kräder BMW R75 und Zündapp KS 750.

 

Herausgeber:  ERSATZTEIL- DIENST   Hans-Peter HOMMES       D-41748   VIERSEN   Tiefenstraße 10       Tel. 02162 - 8100933

www.wehrmachtsgespann.de

 

 

Nr. 179

Saison Ende
Einmotten des gespanns


Verfasser

HANS - PETER HOMMES

 

Datum

© 2019
h-p hommes 
überarbeitet 2023

 

In- und Außerbetriebnahme vor/nach der Saison

Dieses Mal wird es etwas textlastig. Hier gebe ich euch ein paar Tipps zur In- und Außerbetriebnahme der KS750 und R75 vor, bzw. nach der Saison.

Zugegeben, die meisten Fahren wenn es warm wird und motten ihre Fahrzeuge mehr oder weniger über den Winter ein.
Gerade beim "einmotten" scheiden sich die Geister.
Tank voll oder komplett leer, Korrosionsschutz, Vergaser.. Da gibt es viele Meinungen.


Außerbetriebnahme

Das Motorrad wird jetzt einige Monate weggestellt, Reparaturen durchgeführt aber quasi nicht gefahren.
Generell kann man sagen, dass es sich anbietet den Luftdruck zu erhöhen um Standplatten zu vermeiden (ruhig 3Bar auf die Räder!) und das Benzin sollte aus dem Vergaser raus.
Warum das Benzin aus dem Vergaser? Einfach: In der Schwimmerkammer ist nicht viel Benzin. Benzin "gast aus", also es wird quasi schlecht.
Im Tank hat man damit über ein paar Monate kaum ein Problem, da:

1. Das Benzinvolumen recht groß ist
2. Der Tank nahezu geschlossen ist

Im Vergaser ist die Schwimmerkammer deutlich stärker belüftet als im Tank, damit die Schwimmerkammer überhaupt die Möglichkeit hat schnell vollzulaufen.
Dies bedeutet allerdings auch, dass das Benzin einfach nach draußen ausgasen wird.
Ich möchte jetzt hier nicht zu technisch werden, aber ganz einfach gesagt: wenig Benzin wird schneller schlecht als viel.
Ausgegastes Benzin lässt sich deutlich schwieriger entzünden. Ich habe selbst schon so manches Motorrad mit einer frischen Tankfüllung "repariert". Modernere, höher verdichtete Motoren haben allerdings deutlich mehr Probleme damit.
Um also ewig langes Antreten zu vermeiden sollte man immer vor längeren Standzeiten den, bzw. die Vergaser leer laufen lassen.
Hier gibt es zwei Methoden:

1. Motor laufen lassen und den Benzinhahn schließen. Der Motor läuft dann noch so lange, wie Benzin in der Schwimmerkammer ist.
So bekommt man zwar nicht den gesamten Sprit aus dem Vergaser, das reicht dann aber normalerweise
mit der nächsten "frischen" Füllung wieder zum starten. So machen wir das beispielsweise.

2. Die, bzw. den Vergaser entleeren:
Bei der BMW kann man an der Unterseite die große Verschlussschraube zur Hauptdüse abnehmen, die Schwimmerkammer läuft anschließend leer.
An der Zündapp muss man die 130er Starterdüse unten seitlich rechts entfernen, dann läuft ebenfalls die Schwimmerkammer leer.
Im Ausgleichsrohr bleibt dann aber noch etwas stehen, da es tiefer angebracht ist. Bei der KS750 müsste man also den kompletten
Vergaser herausnehmen um diesen komplett zu entleeren. Daher ist Methode 1 die bequemere und absolut ausreichende.


Es verschiedene Meinungen um Rost im Tank zu vermeiden. Die einen sagen den Tank bis zur Oberkante mit Benzin auffüllen, die anderen entleeren den Tank komplett und die ganz anderen bauen den leeren Tank aus und legen ihn ins warme Wohnzimmer.
Ein voller Tank bringt nichts wenn etwas Wasser im Benzin ist, dann rostet der Tankboden. Ein leerer Tank rostet in einer feuchten Garage und im Wohnzimmer... Naja. Wer es unbedingt haben muss.
Da gibt es eben verschiedene Ansätze. Ich persönlich hatte bei meinen Motorrädern und deren Tanks nie Probleme mit "egal, einfach wegstellen". Ob bei beschichteten oder unbeschichteten Tanks. Allerdings stehen die Fahrzeuge auch in einer trockenen, belüfteten Garage.
Manche Leute schwören auf irgendwelche Korrosionsschutzsprays und tauchen das ganze Fahrzeug damit.
Hier ist es aber das gleiche wie beim Tank: Wo steht das Moped?
Drinnen, draußen, feucht, trocken? Da muss man selbst entscheiden.

 

Inbetriebnahme

Der Frühling kommt, Ölstand und Luftdruck prüfen, Benzinhahn auf und drauftreten! Richtig? Falsch!
Man sollte dringend ein paar Sachen vor dem ersten Start prüfen und vorbereiten!


Damit meine ich nicht den obligatorischen Blick rund ums Fahrzeug, das kontrollieren von Schrauben oder der Bremse.
Das sollte selbstverständlich sein.

Die KS600, KS750 und R75 haben nach längeren Standzeiten Probleme mit der Ölversorgung der Kipphebel und Ventile. Die Stößelstangen und -tassen laufen schlichtweg leer.
Bei einem neu aufgebauten Motor dauert es ca. 10 Minuten im Leerlauf, bis Öl in den Köpfen ankommt.
Speziell bei zivilen KS600 sieht man öfter Verschlussschrauben oben auf den Ventildeckeln.
Kurzstreckenfahrzeuge hatten oft Probleme mit feststeckenden Ventilen oder schnell verschlissenen Ventilführungen und Kipphebeln.
Fährt man jeden Morgen nur 5km zur Arbeit und abends 5km zurück, dann kommt fast kein Frischöl in den Köpfen an.
Durch diese Bohrungen war es möglich, die Kipphebel zu ölen, ohne die Ventildeckel abzunehmen.
Gerade bei der Solo-KS600 läuft der rechte Kopf schnell leer, da das Motorrad mit dem Seitenständer nach links geneigt steht.

Also: vor dem ersten Start sollte man alle Ventildeckel abnehmen und kräftig die Kipphebellagerung, sowie die Ventile ölen!
Gleichzeitig bietet sich natürlich noch die Ventilspielkontrolle an, wenn die Deckel einmal runter sind.
Anschließend den Motor ohne Zündkerzen 2-3x langsam durchdrehen, damit sich nicht nur das Öl verteilt, sondern auch die Ölpumpe wieder Öl zu den Öffnungen innerhalb des Motors fördern kann.

Jetzt können die Ventildeckel wieder drauf, Kerzen rein, Ölstand ggf. noch einmal prüfen und den Motor starten.
Anschließend kann man das Motorrad ruhig 10-15 Minuten im Leerlauf tuckern lassen, also erstmal langsam auf Temperatur bringen und am besten eine mindestens 10km Runde drehen.
Spätestens dann ist die Ölversorgung der Köpfe wieder so wie vorgesehen.

So sollte der neuen Saison nichts im Wege stehen!

 

 

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