Merkblätter zur Restaurierung der überschweren Kräder BMW R75 und Zündapp KS 750.

 

Herausgeber:  ERSATZTEIL- DIENST   Hans-Peter HOMMES       D-41748   VIERSEN   Tiefenstraße 10       Tel. 02162 - 8100933

www.wehrmachtsgespann.de

 

Nr. 169

Thema

Bedienungsanleitung Getriebe

 


Verfasser

HANS - PETER HOMMES

 

Datum

© 2018
h-p hommes 
überarbeitet 2023

 

Bedienungsanleitung Getriebe R75 + KS 750

 

Der alte Hase mag jetzt vielleicht kurz kichern, aber Motorradfreunde die neu in der Gespannszene sind, stellen oft diese Fragen zum Getriebe:

- der Rückwärtsgang meiner KS750 geht nicht rein, was ist da los?
- wieso knallt das Getriebe so beim Schalten?
- ich bekomme bei der BMW den Rückwärtsgang nicht raus.
- der Hebel zwischen Vorwärts/Gelände/Rückwärts klemmt bei der Zündapp...

Prinzipiell muss man vorab ein paar Dinge sagen.
Diese Motorradgetriebe sind unsynchronisiert und meist gerade verzahnt.
Daher machen diese Getriebe auch alle hin und wieder Geräusche, vor allem wenn man den ersten Gang einlegt.

Wieso entstehen diese Geräusche beim Schalten?
Einfach: Du ziehst die Kupplung, aber das Getriebe dreht sich. Eine Kupplung trennt nie 100%, das Getriebe wird immer etwas mitgeschleppt.
Wir haben hier die Faktoren Getriebedrehzahl und Motordrehzahl.
Beim Schaltvorgang haben die Getrieberäder eine gewisse Geschwindigkeit, beim Schalten wird diese Rädergeschwindigkeit geändert.
Die ziehst also am Fußschalthebel und die Schaltgabel zieht die Schaltmuffe in den nächsten Gang.
Die Rädergeschwindigkeiten ändern sich und alles wird beschleunigt.
Dadurch entstehen solche Schaltgeräusche. Die Gangräder sind auch für Motorradverhältnisse recht groß und vor allem schwer.
Das will alles beschleunigt oder gebremst werden.
Gibt man dem ganzen Vorgang etwas mehr Zeit, lässt also den Motor beim Hochschalten etwas abtouren oder schaltet mit Zwischengas runter, dann kann man die Geräuschkulisse schon deutlich verringer.

Man muss auch eins festhalten:
Zwischen einem modernen Motorradgetriebe und unseren "Alteisen" liegen gute 75 Jahre Entwicklung.
Wer erwartet, dass das Getriebe (selbst ein neues) sich schaltet wie bei einer neuen Honda, der soll... nun ja...  eine neue Honda kaufen.

 

Ich fange mit der Zündapp an:

- Der Hebel Vorwärts/Gelände/Rückwärts schaltet nicht sauber durch / klemmt

Das liegt an einer einfachen Sache:
Auf der Hauptwelle befindet sich ein Zahnrad, das mit einer Schaltklaue geführt wird.
Dieses Rad ist der Stellung "Vorwärts" mit der Hauptwelle über eine Verzahnung verbunden, die Hauptwelle ist also gesperrt und leitet die Kraft direkt weiter.
Um in die Geländeuntersetzung oder in die Drehumkehr zu gelangen, muss das verschiebbare Rad also in ein weiteres eingreifen.
Bei stehendem Fahrzeug können sich die Zähne treffen und man kann die Untersetzung nicht einlegen.
Hier muss man das Fahrzeug etwas mit dem Fuß bewegen und schon geht der Gang rein.
Beim Rückwärtsgang ist es genau das gleiche, wenn die Zähne ungünstig stehen, geht's halt nicht weiter.
Fährst Du im Geländegang und möchtest in den Straßengang umschalten, kannst du ganz normal während der Fahrt aus dem Gelände- in den Straßengang schalten. Denn hier ist ein Schaltklaue die den Eingriff vornimmt. Anders als beim Einlegen des Rückwärts- oder Geländegangs, wo sich Zahnräder ineinander schieben was nur beim Stillstand des Fahrzeuges erfolgen sollte.
 

- Der Rückwärtsgang ist drin, aber hier tut sich nix....

Das liegt ganz einfach an der Getriebekonstruktion.
Leg mal den ersten Gang ein! Und schon geht's rückwärts.
Mit dem Hebel auf Rückwärts wird nur die Drehumkehr eingelegt, für das gesamte Getriebe.
 Man kann also theoretisch im 4ten Gang rückwärts fahren. Lieber nicht ausprobieren!

 

- Das knallt aber alles ziemlich und macht fiese Geräusche wenn ich vom Gas gehe.

Alles normal. Das knallen kommt, wie gesagt von den großen Drehzahlunterschieden beim Schalten durch die sehr verschiedenen Übersetzungen. Die Heulgeräusche kommen ganz einfach von den Geradeverzahnten Zahnrädern. Absolut normal! Motorsportfans kennen diese Geräusche von sequenziellen Autogetrieben.
Wie geht das alles leiser? Wie oben schon beschrieben, wenn man die Getriebe und Motordrehzahl entsprechend trifft und gefühlvoller schaltet geht es deutlich leiser.

 

Weiter mit der BMW:

- Ich komme im Stand nicht in den Rückwärtsgang und auch nicht zurück in den 1.

Gleiches Prinzip wie bei der Zündapp: Die Zähne stehen ungünstig oder auf Druck.
Lösung: Das Fahrzeug "manuell" bewegen und per Hand schalten.
Bei der BMW kann man den Gang aber sehr gut einlegen, wenn das Motorrad noch "gerade eben so" rollt. Damit meine ich nicht bei 5 Km/h, sondern wirklich auf den letzten 10cm vorm stehen bleiben. Bei diesem Getriebe ist der Rückwärtsgang ein Zahnrad, das nur als Drehumkehr auf den ersten Gang wirkt.

- Der Anwerfer läuft (1.) ins leere oder (2.) geht plötzlich schwerer als gewöhnlich

1. Der Straßen- oder Geländegang ist nicht eingelegt.
2. Der Geländegang ist eingelegt und verändert die Drehzahl des Anwerfers.

 

 

 

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